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1. Geschichte des Mittelalters - S. 16

1888 - Wiesbaden : Kunze
16 Aus der deutschen Vorzeit. Beim Eintritt der Wintersonnenwende, wo Fro sich anschickt, die belebende Sonne der Erde wieder zu nähern, wurde ihm zu Ehren das Julsest an zwölf geweihten Nächten gefeiert. Für dieses Fest war in jedem Hause ein weißer Eber als Opfertier gezogen worden, dem man die Borsten vergoldete. Am Nachmittage des Hauptfestes löschte man das Feuer in den Wohnungen aus, zog hinaus auf eine Wiese, wo ein Eichenpfahl eingeschlagen wurde, in welchen man ein neues Rad mit seiner Achse einließ, das neun Speichen hatte- Das Rad war mit Stroh umwunden und wurde von neun Jünglingen und Jungfrauen mit Stricken von Osten nach Westen, dem Laus der Sonne entsprechend, gedreht, bis sich die Achse entzündete und das Stroh entflammte. Dann steckten die Versammelten unter lautem Jubel ihre Fackeln in Brand und trugen die geheiligten Flammen in die Häuser, wo der Julblock auf dem Herde für ein neues Jahr wieder entzündet wurde. Wie Menschenmacht ans dem toten Holze die Flammen hervorzubrechen zwang, so ruft sie, nach ihrem Glauben, auch Fro aus dem Tagesgestirn wieder hervor, damit die Sonne von neuem neun Monate siegreich strahle. Über dem brennendenjulblockwurde der'geweihte Eber gebraten, mit den vergoldeten Borsten wurden die Hausgenossen beschenkt. Die rechte Hand aus das Haupt des Ebers gelegt, schwuren die Hausgenossen einander Liebe, Treue und Gehorsam, worauf das bereitete Opfertier verzehrt wurde und der Metbecher zu Ehren des Gottes kreiste. Frigg aber (Frau Holde), Odins Gemahlin, besichtigte während des Festes der zwölf Nächte im Umzuge das Hauswesen, wo sie die fleißigen Frauen und Jungfrauen segnete, während sie den lässigen allerlei Ungemach zuschickte. Die heidnischen Feste sind in christliche umgewandelt oder verdrängt worden, aber manche der mit denselben verbundenen Gebräuche haben sich im Volke bis zur Gegenwart erhalten. §. 3. Die ecjlea äampfe zmslüm Germanen ntuf Kölnern. Cimbern und Teutonen. Die ersten germanischen Völkerschaften, welche mit den Römern feindlich zusammenstießen, waren die Cimbern und Teutonen. Die Cimbern waren vom Norden Deutschlands nach dem Süden ausgewandert, um sich in Italien neue Wohnsitze zu suchen. Sie waren bis zu den Ostalpen vorgedrungen, als sie in dem heutigen Kärnten auf die Römer trafen, welche von Süden her die daselbst wohnenden Kelten unterworfen hatten. Als sie von den Römern Wegweiser nach Italien verlangten, führten diese dieselben irre, um sie zu vernichten. Die Cimbern aber rächten die Treulosigkeit, indem sie die Römer unter ihrem Konsul Papirius Carbo bei Noreja in der Nähe von Klagensurt 113 v. Chr. vollständig besiegten. Doch anstatt jetzt geradeswegs nach Süden zu ziehen, wandten sie sich der Nordseite der Alpen entlang nach Westen und fielen in Gallien ein, wo sie nacheinander vier römische Heere schlugen. Von Gallien zogen sie nach Spanien, wurden dort aber zurückgewiesen

2. Geschichte des Mittelalters - S. 83

1888 - Wiesbaden : Kunze
15. Karl der Große. 83 orten. Karl war von hervorragender Größe. Seine Gestalt bot, er mochte sitzen ober stehen, eine höchst würdige, stattliche Erscheinung. Er hatte einen festen Gang, eine burchaus männliche Haltung, eine helle Stimme und ein freunbliches Gesicht. Seine Kleidung war einfach und von seiner Gemahlin und seinen Töchtern gefertigt. Gleiche Einfachheit schätzte er bei seiner Umgebung und spottete daher, wenn eiteln Höflingen auf der Jagd die aus benx Morgenlanbe stam-menben feibenen Gewänber § ersetzt würden. In Speise und Trank war er mäßig, Wildbret, am Spieße gebraten, war sein Lieblingsgericht. Währenb der Tafel hörte er gern Musik ober einen Vorleser; Wein trank er wenig. Reiten, Jagen und Schwimmen waren seine Vergnügungen. Durch seine einfache, regelmäßige Lebensweise würde feine an sich schon ungewöhnliche Körperkraft noch erhöht, und es war ihm ein leichtes, ein Hufeisen zu zerbrechen und einen geharnischten Mann wie ein Ktnb emporzuheben. Durch Umgang mit gelehrten Männern und Beschäftigung mit den Wissenschaften gelang es ihm, die Mängel seiner Jugenbbilbung zu beseitigen. Er sprach Deutsch, Latein, lernte Griechisch und trieb in späten Jahren noch Rechnen und Astronomie; aber die Kunst des Schreibens bereitete seiner an das Schwert gewöhnten Hand unüberrombliche Schwierigkeiten, obgleich er sich selbst in schlaflosen Nächten barin übte. Neben dem Unterricht mußten sich seine Söhne im Reiten, Jagen und in den Waffen üben, die Töchter mit Spinnrocken und Spinnen beschäftigen, bamit sie sich nicht an Müßiggang gewohnten. Beim Mahle und auf seinen Reifen mußten feine Kinder um ihn fein. Seine Töchter ließ er nicht heiraten, fonbern behielt sie alle bis zu seinem Tode bei sich, weil er ohne sie nicht leben konnte. Eine Sage berichtet freilich, Eginharb habe das Herz seiner Tochter Emma (§. 16, 5), die er in Musik unterrichtete, gewonnen, worauf Karl sie ihm vermählt habe. Karl hatte bret Söhne, Karl, Pippin und Ludwig, aber nur der jüngste und unkbeutenbste überlebte ihn. Als Karl 813 auf einer Jagb in einer Schwäche der Füße die Vorboten des nahen Tobes ahnte, rief er die Großen des Reiches nach Aachen und empfahl ihnen feinen Sohn Ludwig, den er aus Aquitanien berufen hatte, als Nachfolger. Er legte biefem die heiligen Pflichten eines Regenten ans Herz und ermahnte ihn, Gott zu fürchten und feine Gebote zu halten, feine Verwanbten zu lieben und feinem Volke mit einem tugenbhaften Lebensroanbel voranzugehen. Karls Tod. Im Januar 814 würde Karl in Aachen von einem heftigen Fieber befallen. Er wollte sich mit feinem gewöhn- 6*

3. Geschichte des Mittelalters - S. 212

1888 - Wiesbaden : Kunze
212 Dritte Periode des Mittelalters. 6. Jda von Östreich. Unter den Frauen dieses Zeitraumes ist noch die verwitwete Markgräfin Jda von Östreich zu nennen. Sie hat an dem Kreuzzug des Herzogs Welf von Bayern (1100) mit einem großen Gefolge vornehmer Damen, kriegerisch gerüstet, teilgenommen, um Bagdad erobern zu helfen. Man hatte mit großer Sicherheit auf glücklichen Ausgang dieses Zuges gerechnet und sich wie zu einer lustigen Hochzeitfahrt gerüstet. Da waren Flöten, Schalmeien und Harfen, welche das kriegerische Trompetengeschmetter und Waffengetöse unterbrachen, und Possenreißer, Gaukler und Sänger folgten zur Kurzweil. Nebst dem Kriegswerkzeuge hatte man auch alles Hausgerät, Jagdnetze, Angeln, Hunde und Falken mitgenommen, um in dem schönen Lande, in dessen Besitz man sich sicher dünkte, alles sogleich zur Hand zu haben. Allein der Zug verunglückte gänzlich, und Jda geriet in Gefangenschaft, aus der sie nicht mehr heimkehrte. 7. Eleonore, die schöne, geistreiche Gemahlin Ludwigs Vii. von Frankreich, beteiligte sich (1147) an dem zweiten Kreuzzuge. Ihre leichtsinnige Aufführung bestimmte aber den König, sich von ihr scheiden zu lassen. Der Abt Suger hatte zwar noch einmal eine Aussöhnung bewirkt, allein nach dessen Tode trat die beiderseitige Abneigung so zutage, daß die Scheidung 1152 wirklich erfolgte. Ludwig hatte gewünscht, daß Eleonore nicht wieder heiraten möge; allein kaum war die Ehe gelöst, so vermählte sie sich mit dem Grafen Heinrich von Anjou (§. 28, 1), welcher Herzog der Normandie war und 1154 König von England wurde, und brachte demselben einen schönen Länderbesitz in Frankreich zu. Aber Heinrich, der jünger war als Eleonore, erregte ihre Eifersucht in so hohem Grade, daß sie sogar seine Söhne zur Empörung gegen ihren Vater verleitete. Infolge dessen wurde sie eingekerkert und brachte 26 Jahre im Gefängnis zu. Richard Löwenherz schenkte ihr, als Heinrich gestorben war, die Freiheit wieder; sie starb 1204. 8. Blanko, die Mutter Ludwigs Ix. von Frankreich (§.26,6), war eine fastilische Prinzessin und in Frankreich erzogen worden. Als ihr Gemahl, Ludwig Viii., im Kampfe gegen die Albigenser (1226) fiel und ihr Sohn erst 12 Jahre alt war, übernahm sie die vormundschastliche Regierung für denselben. Die gewandte, kluge und entschlossene Frau brachte durch ihr thatkräftiges Auftreten die unruhigen Großen zur Ruhe und schützte ebenso kräftig das Reich gegen äußere Feinde. Sie gab ihrem Sohne eine vortreffliche Erziehung und zog sich 1236 in das Privatleben zurück; doch übte sie auch weiterhin noch großen Einfluß auf

4. Geschichte des Mittelalters - S. 222

1888 - Wiesbaden : Kunze
222 Vierte Periode des Mittelalters, von Mainz, wohin er einen Reichstag ausgeschrieben hatte. Da es kalt war, so trat er bei einem Bäcker ein, um sich an dessen Ofen zu wärmen. Die Bäckerin schimpfte, in der Meinung, einen gewöhnlichen Reitersmann vor sich zu sehen, weidlich über den Bettelkaiser, welcher mit seinen hungrigen Leuten den Bürgern zur Last falle, statt sie selbst zu füttern, und goß ihm im Zorne eine Kanne Wasser, womit sie die Kohlen zu löschen beabsichtigte, über den Kopf. Rudolf begab sich, ohne ein Wort zu verlieren, nach Haufe und schickte um die Mittagszeit einen Diener im prächtigsten Kleide zur Bäckerin, ließ ihr ein paar Schusseln mit feinen Speisen bringen und sie selbst vor sich laden. Die Frau erschrak, als sie vernahm, wen sie am Morgen begossen hatte, und glaubte ihr Todesurteil zu vernehmen, als sie die Vorladung erhielt. Weinend nahm sie Abschied von Mann und Hindern und erschien vor dem König, welcher noch mit vielen Fürsten bei Tafel saß. „Fürchtet Euch nicht", redete dieser die zitternde Frau an, „ich danke Euch, daß Ihr vom Herzen weg von mir gesprochen habt; aber eine kleine Strafe müßt Ihr bekommen , nämlich die, daß -3hr meinen ©ästen Eure Strafrede noch einmal zum besten gebt!" Zum großen Ergötzen der Gesellschaft wiederholte die Bäckersfrau, was sie in ihrer Herzenseinfalt früh am Morgen gesagt hatte, und wurde dann ungekränkt entlassen. Rudolf war zweimal vermählt und hatte 3 Söhne und 6 Töchter. Die letzteren sah er alle wohl versorgt, dieweil sie ihm 6 Kronen ins Haus gebracht hatten (Schillers „Graf von Habsburg"). Allein seine Lieblingswünsche in bezug aus seine Söhne blieben unerfüllt. Der jüngere von ihnen, Rudolf, war mit Agnes von Böhmen vermählt, welche Mutter des Johann (Parricida) von Schwaben wurde, und starb, kaum 20 Jahre alt, in Prag. Hartmann ertrank im Rhein. Darum sollte Albrecht seinem Vater in der Regierung folgen. Rudolf berief 1291 eine Reichsversammlung nach Frankfurt, um Albrecht zu seinem Nachfolger ernennen zu lassen. Allein der Erzbischof von Mainz, dem Albrecht zu mächtig, streng und herrisch war, bewirkte einen ungünstigen Beschluß. Die Fürsten schlugen Rudolfs Begehren ab und erklärten ihm, das Reich sei zu arm, um ei Könige zu ernähren. Dies kränkte ihn auf das schmerzlichste. Mißmutig eilte er nach Straßburg, wo er alsbald zu kränkeln begann. Als ihn die Ärzte auf die bedenkliche Abnahme feiner Kräfte aufmerksam machten, behielt er feine Fassung und rief unerschrocken aus: „Auf denn nach Speier zu der Gruft meiner Ahnen!" Aber schon auf dem Wege dahin ereilte ihn in Ger-

5. Geschichte des Mittelalters - S. 242

1888 - Wiesbaden : Kunze
242 Vierte Periode des Mittelalters. macher, 44 Apotheker, 55 Zuckerbäcker, 83 Weinhändler, 1000 Schauspieler, Musikanten und Gaukler, sodaß die Zahl der Fremden zeitweise 100 000 überstieg. Als Johann Xxiii., der von der Kirchenversammlung nichts Gutes für sich erwartete, auf seiner Reise in die Nähe von Konstanz kam, rief er, auf die Stadt deutend: „Dies sieht mir aus wie eine Grube, in der man Füchse fängt." Um sich auf dem päpstlichen Stuhle zu erhalten, hatte er eine große Zahl italienischer Geistlichen mitgebracht. Allein die Versammlung beschloß, nicht nach Köpfen, sondern nach Nationen zu stimmen, und nahm vier Hauptnationen an, die deutsche, französische, englische und italienische, welche einzeln beraten und abstimmen sollten. Die Mehrheit der Stimmen in den Spezialversammlungen sollte dann als Abstimmung in der allgemeinen Sitzung gelten. Die Deutschen, Franzosen und Engländer verlangten von Anfang an, es sollten alle drei Päpste sofort abdanken, damit der Friede in der Kirche hergestellt werden könne. Allein Papst Johann verstand sich ungern hierzu, und die andern Päpste waren nicht erschienen. Jetzt beschloß Johann Xxiii., Konstanz mit Hilfe des Herzogs Friedrich von Östreich zu verlassen und sich dem Beschlusse des Konzils zu entziehen. Um jeden Verdacht zu beseitigen, stellte er sich, als ob er krank sei. Als Kaiser Sigismund ihn besuchte, fand er ihn auf dem Bette liegen und auf die Frage: „Wie geht es unserm heiligen Vater?" entgegnete Johann: „Sehr schlecht, ich bin ganz gelähmt; ich kann die Lust von Konstanz nicht vertragen." Einige Tage nachher gab Herzog Friedrich ein großes Turnier. Johann saß am Fenster im erzbischöflichen Palaste und benutzte den günstigen Augenblick, wo alles Volk sich aus der Stadt entfernt hatte, um in der Kleidung eines Reitknechts zu entfliehen. Er gelangte unerkannt nach Schaffhaufen, das dem Herzog Friedrich gehörte und ein Asyl bot. Die Flucht des Papstes erregte allgemeine Bestürzung; nur Sigismund freute sich, an Friedrich von Östreich seinen Zorn kühlen zu können. Er that den Herzog in den Bann und forderte die 8 alten Orte der Eidgenossenschaft auf, die Habsburgischen Güter des Herzogs wegzunehmen und für alle Zeiten zu behalten. Die Eidgenossen griffen eiligst zu, nur Uri erklärte, die Eidgenossen hätten Frieden mit Östreich. Die Kirchenversammlung forderte den Papst Johann Xxhi. zweimal auf, binnen 14 Tagen sich zu stellen; da aber der Papst die Frist verstreichen ließ, so verkündete sie folgenden Spruch: „Balthasar Cofsa (so hieß Papst Johann Xxhi., ehe er den päpstlichen

6. Geschichte des Mittelalters - S. 308

1888 - Wiesbaden : Kunze
308 Vierte Periode des Mittelalters. sah auf eine so glänzende Hofhaltung, daß sie der ihres Gemahls nicht nachstand. Die Königin war eine kluge, sittenreine und gewandte Frau und wurde von ihrem Gemahl in hohen Ehren gehalten. Kein Fürst, kein Gesandter erhielt Zutritt, ohne daß die Königin zugegen war, welche mit vieler Leutseligkeit und Heiterkeit die Vorgestellten begrüßte und anredete; sie hieß die Mutter des Adels und der Armen. Seitdem erschienen Herren und Damen öfter bei Hofe und wurden zu allen Festlichkeiten geladen. Anna von Bretagne durfte an den Beratungen des geheimen Rates teilnehmen und mitstimmen; so wollte es Ludwig Xii. Auch anderen, ihm nahestehenden Frauen gestattete er dies Vorrecht, welches immer mehr benutzt und später vielfach mißbraucht wurde. Ganz eigentümlich war das Los der Frauen damals in Spanien und Portugal. Sie lebten in klösterlicher Einsamkeit und Zurückgezogenheit, durften mit keinem Manne reden und empfingen nur Besuche von ihren Freundinnen. Die Pracht in Kleidern und in Schmucksachen war übertrieben, die Etikette drückend. Der Mann kümmerte sich wenig um die Frau, und selbst bei Tische saß er allein. Die Frauen und Kinder speisten für sich und nahmen ihr einfaches Mahl ein, indem sie, wie die orientalische Sitte es gebietet, auf Teppichen oder Polstern ruhten. Vornehme Frauen erschienen selten außer dem Hause, und wenn es geschah, fuhren sie in wohlverschlossenen Kutschen mit so kleinen Scheiben, daß kein Auge von außen sie erspähen konnte. Im Hause brachten sie die Zeit in träger Ruhe hin. Andachtsübungen, Unterhaltungen mit den Dienerinnen und Gesellschafterinnen und allenfalls Handarbeiten mußten die Langeweile verscheuchen. Unter den Frauen, welche die Geschichtsbücher der letzten Periode des Mittelalters erwähnen, heben wir insbesondere folgende hervor: 4. Margareta Herlobig, welcher Schiller in seinem Wilhelm Tell, unter dem Namen Gertrud Stauffacher, ein unvergeßliches Denkmal gesetzt hat, war die Frau des Werner Stauffacher in Steinen. Ihre Klugheit und Entschlossenheit, ihre Liebe zu ihrem Manne und zu dem Vaterlande gaben ihr den wichtigen Rat ein, welchen uns die Chroniken in folgenden Worten mitteilen: „Du weißt", sagte sie zu Stauffacher, „daß mancher fromme Mann im Lande ob des Landvogts Tyrannei klagt; darum zweifle nicht, daß viele wackere Landleute in Uri und Unterwalden auch das Joch drückend empfinden. Deshalb wäre es gut und vonnöten, daß Euer etliche, welche einander vertrauen dürfen, heimlich zu Rat gingen

7. Geschichte des Mittelalters - S. 313

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 43. Frauen des vierten Zeitraums. 313 Sicseirt der Kaiser entdeckte ihre Anschläge, rüstete sich heimlich zur Reise nach Ungarn, setzte sich einen frischen Lorbeerkranz aus das greise Haupt und ließ sich in einer offenen Sänfte durch die Stadt Prag und zum Thor hinaustragen. Unter starker Bedeckung mußte ihm die Kaiserin folgen. Zu Znaym ließ Sigismund die Standesherrn von Böhmen, Mähren und Ungarn seinem Schwiegersöhne huldigen und vereitelte dadurch Barbaras Absichten. Hier starb der Kaiser 1437. Seinem Willen gemäß wurde die Leiche nach Großwardein geführt, Barbara seinem Testament zufolge dicht hinter seinen Sarg auf den Wagen gesetzt und, da sie sich sträubte, mit Ketten angeschmiedet. Barbaras Lebenswandel wird auch nach dem Tode ihres Gemahls als ein äußerst schamloser getadelt. 12. Maria von Burgund war die Tochter Karls des Kühnen (§• 38, 2) und am 13. Februar 1457 zu Brüssel geboren. Die Feierlichkeiten bei der Taufhandlung dauerten 15 Tage und waren so großartig, daß die burgundischen Schriftsteller nicht Worte genug finden können, um alles ausführlich zu beschreiben. Die fürstlichen Gemächer waren bis auf die Schlasstätten mit den kostbarsten Möbeln und Teppichen geschmückt, Straßen und Kirchen prachtvoll verziert und alles Geschirr von Gold und Silber. Über 400 Fackeln wurden bei Anlaß der Taufe verbrannt. Maria erhielt in Alma von Salins und Maria Hallwyn zwei vorzügliche Erzieherinnen, welche auf die segensreichste Weise ihre Anlagen bildeten. Große Herzensgüte, ein edler Stolz, frommer Sinn und fester Charakter zeichneten die edle Prinzessin vor vielen ihrer Standesgenossen aus. Ihre physischen und geistigen Kräfte wurden gleichmäßig geübt. Sie las Sagen, Lieder und Geschichtsbücher, machte fortschritte in der Tonkunst, übte das Schachspiel und verstand das wildeste Roß zu tummeln, aus welchem sie gern den Freuden der Jagd nachging. Maria hatte das 16. Jahr erreicht, als Kaiser Friedrich Iii. mit ihrem Vater in Trier zusammenkam, um ihre Hand seinem ©ohne Maximilian zu sichern; allein die Unterhandlungen der Väter zerschlugen sich. Als nun vier Jahre später Karl der Kühne in der Schlacht bei Nancy (1477) gefallen war, versuchte der französische König Ludwig Xi. (§. 38, 3) das Herzogtum Burgund zu nehmen, um Maria zu einer Heirat mit dem Dauphin geneigter zu machen. Aber sie zog Maximilian vor, und dieser wurde am 20. August 1477 in ®ent mit Maria getraut. Eine ungeheure Pracht herrschte bei den Vermählungsseierlichkeiten. Sämtliche Herren waren schwarz gekleidet und trugen reichverzierte Helme, Barette und Mützen; Maximilian einen wertvollen silbernen Harnisch. Ebenso reich und kostbar war Maria angethan. Sie trug ein weißes.

8. Geschichte des Mittelalters - S. 291

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 41. Mittelalterliche Einrichtungen und Zustände. 291 bild der Stadt umzog ein Landgraben oder eine Landwehr, die Zugänge dazu waren mit Warten besetzt, auf welchen die Wächter nach den Hauptlandstraßen lugten, um durch festgestellte Zeichen jede Gefahr oder das Herannahen reisender Meßleute an-zukünden, damit man sich in der Stadt wahre oder den Kaufleuten ein bewaffnetes Geleit entgegensende. Im Innern der Stadt sah man enge, krumme Straßen, welche zuweilen ohne Ausgang waren. Die Wohnungen der Bürger waren äußerst einfach aus Holz und Lehm, Stroh und Rohr aufgeführt und bestanden aus mehreren Stockwerken, welche je höher je weiter in die Gasse hereinragten und Licht und Lust den Straßen benahmen. Diese Bauart begünstigte die Feuersbrünste, welche die Städte zuweilen furchtbar heimsuchten und eine neue Bauordnung bedingten. Während aber die Wohnungen der Bürger nach innen und außen den Eindruck der größten Einfachheit machten, fielen die öffentlichen Gebäude ins Auge, insbesondere das Rathaus mit feinem Turme, in welchem die Uhr und das Ratsglöcklein sich befand, die Kirchen, Kaufhallen und Zunfthäuser. Auch diese waren anfangs von Holz gebaut und hatten Fenster aus Tuch, welche erst später mit gläsernen vertauscht wurden. Rauchfänge und Schornsteine kannte man anfangs nicht; durch offen gelassene Lücken mußte der Rauch sich einen Ausweg suchen. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kommt es schon häufig vor, „daß die Gebäude aus gevierten Steinen aufgeführt und von ansehnlicher Höhe find. Die Zimmer sind mit Holz getäfelt; man trifft Sommer- und Winterzimmer, Säle und Säulengänge. Die Straßen sind schön, nicht breit, aber mit Backsteinen glatt gepflastert." Paris soll schon um 1185 das erste Beispiel der Straßenpflasterung gegeben haben. Unter den deutschen Städten galten Nürnberg, Augsburg, Köln und Wien für schöner als Paris. Privatleben der Bürger. Die Hausgeräte der Zeit waren einfach und roh gearbeitet. Beim Mittagsmahle aßen Mann und Frau aus einer Schüssel; ein oder zwei Becher reichten für eine Familie aus. Messer und Gabel waren noch wenig in Gebrauch, man bediente sich des Löffels oder bei trockener Speise der Hand. Zu Mittag aß man um 11 Uhr, zu Abend um 6 Uhr; gewöhnlich trank man nur Bier und Obstwein. Diese Einfachheit in der häuslichen Lebensweise schwand bei festlichen Anlässen und machte einer großen Üppigkeit Platz. Insbesondere waren es die Hoch-Zeiten, an welchen ein so bedenklicher Aufwand in Speise und 19*

9. Geschichte des Mittelalters - S. 7

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 1. Land und Volk der Germanen. 7 Germanen eine tiefe Bedeutung und erinnerte die Frau an ihre Pflicht, daß sie im Krieg und Frieden, im Glück und Unglück die treue Gefährtin des Mannes bleiben und mit ihm leben und sterben müsse. Sie empfing an ihrem Ehrentage, was sie unversehrt und würdig ihren Kindern übergeben, und was ihre Schwiegertochter einst wieder empfangen sollte, um es den Enkeln zu überliefern. Im Haufe war die Frau die über das gesamte Hauswesen gebietende Herrin; ihr gehorchten Knechte und Mägde, ihr lag die Bestellung des Feldes, die Bereitung der Speisen, die Anfertigung der Kleider und die Pflege der Kranken ob. Insbesondere war der Hausmutter die Pflege und Erziehung der Kinder anvertraut, da man diese den Ammen und Mägden nicht überlassen wollte. Die ganze Erziehung war auf Abhärtung berechnet; der Freigeborne und der Sklavenfohn wurden gleich gehalten. Erst später trennte sich im Leben der Freie von dem Sklaven. Unter den Spielen der Jugend war besonders der Waffen tanz beliebt, bei welchem sich die Jünglinge tanzend zwischen Lanzen und Schwertern einherbewegten. Der Lohn bei diesem gefährlichen Spiel war die Freude und Lust der Zuschauer. Hatte der Jüngling unter diesen und ähnlichen Übungen das bestimmte Alter erreicht und sich körperlich entwickelt und ausgebildet, so wurden ihm in feierlicher Versammlung die Zeichen des freien Mannes, Schild und Speer, überreicht; dies nannte man die Schwertleite. Nun trat er in die Reihen des Heeres ein und durfte fortan als wehrhafter, freier Mann an allen öffentlichen Verhandlungen teilnehmen und einen eignen Herd gründen. Nach dem Tode des Vaters erbten die Söhne das väterliche Gut; die Töchter hatten keinen Anteil an demselben (§. 16, 2). Gemeinde- und Staatseinrichtungen. Bei den germanischen Völkerschaften unterschied man Freie und Unfreie. Unter den Freien ragten die Edel in ge durch großen Besitz und Ansehen hervor, ohne jedoch einen mit Vorrechten versehenen Stand zu bilden. Die Unfreien waren rechtlos und standen unter dem Schutze eines Freien. Sie zerfielen in Hörige (Liten d. h. Leute) oder Halbfreie, die kein freies Besitztum, sondern Haus und Hof in Erbpacht hatten, wofür sie dem Grundherrn zu einer jährlichen Abgabe verpflichtet waren, und Sklaven, wozu meist Kriegsgefangene und deren Nachkommen gehörten, welche zur Feldarbeit verwandt wurden. Die Hörigen waren wie die Freien zum Kriegsdienst verpflichtet, die Sklaven dagegen davon ausgeschlossen. Das Gut des Freien hieß Allod, das Pachtgut des Hörigen Feod.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 81

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 15. Karl der Große. 81 Verbindungen an, und es entstanden neue Handelsplätze. Die Gewerbe der Römer ließ er von seinen Unterthanen mit solchem Erfolge nachahmen, daß sich die Franken bald durch die Herstellung von gestickten Gewändern, zierlichen Hausgeräten, Waffen, goldenen und silbernen Gefäßen mit bildlichen Darstellungen, Glasfenstern und musikalischen Instrumenten auszeichneten. In St. Gallen goß zu Karls Zeit der Mönch Tancho die erste Glocke. Die geistige und sittliche Hebung seines Volkes lag ihm besonders am Herzen. Er war daher eifrig für die Befestigung der christlichen Religion unter seinen Völkern thätig, unterstützte die Kirche und wirkte für Verbesserung ihrer Einrichtungen. Damit dieselbe ihre Bedürfnisse bestreiten konnte, sicherte er ihr Einkommen, ließ den Zehnten mit Strenge entrichten und gestattete nicht einmal, daß seine eigenen Güter davon ausgeschlossen wurden. Er errichtete Bistümer, sorgte für eifrige und gebildete Priester und Lehrer, beschenkte die Klöster und ermahnte die Mönche, daß sie die Jugend unterrichten, die Wissenschaft erhalten und fördern, die Kranken pflegen und die Wanderer beherbergen sollten. Den Geistlichen verbot er, Waffen zu tragen und zu jagen, und hieß sie vielmehr Bücher abschreiben und eines frommen Lebenswandels sich befleißigen. Er ließ die Kirchen sorglich ausschmücken, Sänger aus Italien kommen und Sängerschulen errichten. Allein die Franken waren hierin ungeschickt und ungelehrig; ihren rauhen, unbeholfenen Gesang verglichen die Italiener mit dem Geheul wilder Tiere oder dem Rumpeln eines Lastwagens über einen Knüppeldamm. Aus sein Gebot wurde die heilige Schrift übersetzt und durch Abschriften verbreitet; durch den gelehrten Langobarden Paul Warnefried ließ er Predigten und Betrachtungen aus den Kirchenvätern zu einer Postille vereinigen. Ebenso war er auf dem Gebiet der Schule thätig. Die vorhandenen Klosterschulen wurden verbessert, neue dazu errichtet. An den Bischofssitzen ließ er zur Heranbildung einer-tüchtigen Geistlichkeit Domschulen stiften, die aber auch von Laien besucht wurden. Für seine Kinder und die Kinder seiner Hofleute gründete er eine Hofschule und dachte bereits an eine allgemeine Volksschule. Er besuchte selbst die Schulen, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen, und achtete Kenntnisse und gutes Betragen höher als vornehme Abkunft. Einst bemerkte er in einer Schule, wie die Söhne des Adels den bürgerlichen Kindern an Fleiß und Bescheidenheit nachstanden. Da sprach Cassians Weltgeschichte, n. 5 Aufl. v. Ph. Beck. 6
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